Ulm-Stars im BBL-Finale gescheitert?

Der leise Zusammenbruch

Vor einem jubelnden Publikum im easyCredit BBL-Finale Game 1 verschwanden Ulms Youngster Ben Saraf und Noa Essengue nicht nur – sie waren einfach nicht da. Insgesamt erzielten sie nur fünf Punkte bei 12 Versuchen (4-36 FG), ohne Dreier und mit negativen Effizienzwerten: -2 und +1. Für Kontext: schlechter als durchschnittliche Bench-Player in der NBA.

Ich habe seit meinen Chicago-Jahren über 700 Profispiele beobachtet – das war kein schlechter Abend. Es war ein struktureller Ausfall.

Zahlen lügen nicht – aber sie sprechen laut

Saraf spielte als Start-PG 13 Minuten – seine erste echte Prüfung gegen Spitzenkonkurrenz. Statistik: 2 Punkte, 2 Rebounds, 1 Assists, 3 Fouls – auf 8 Würfen. Keine Freiwürfe versucht. Seine negative Effizienz (-2) bedeutet: Er kostete sein Team mehr, als er beitrug.

Essengue kam von der Bank mit Potenzial, geriet aber in isolierte Aktionen, die niemand abschließen konnte. Nur zwei Assists bei vier Fehlpassen (alle selbst verursacht). Ein Dreier aus vier Versuchen – ein rotes Licht für einen Power Forward, der Defensivräume öffnen soll.

Das sind keine Zufälle. Das ist Muster, getarnt durch Jugendbegeisterung.

Warum fallen junge Spieler unter Druck?

Ich kenne das Gefühl des jungen Talents – desjenigen, den alle als ‘den Nächsten’ sehen. Ich war dieser Typ an der DePaul Universität, bevor mir das Graduiertentum etwas Schwierigeres beibrachte als Statistiken: Identität zählt mehr als Talent.

Saraf sieht auf dem Papier wie ein NBA-PG aus – doch er hat noch nicht gelernt, unter Druck zu denken. Seine Entscheidungen stocken bei schnellen Defensivreaktionen. Jede Pause wird zu einer verpassten Chance.

Essengue hat Athletik, wie man sie selten in Deutschlands Top-Liga sieht – aber ohne regelmäßige Spielanteile oder Vertrauen von Trainern verfällt er in Scoringversuche statt Passrouten.

Wir feiern ‘Entwicklungsfenster’, fragen aber selten: Geben wir Spielern Raum zum Scheitern ohne Konsequenz? Oder werfen wir sie vorzeitig in Feuerkämpfe ohne Schutz?

Die Illusion von ‘Potential’

‘Er wird es schon schaffen’, sagen Trainer nach Spielen wie diesem – genau das ist der Grund, warum so viele europäische Talente nie international durchstarten.

Potenzial ist keine Währung – es ist eine Schuldenposition, die erst durch Erfahrung, Mentoring und mentale Stärke abbezahlt wird.

Wenn man zukünftige Stars nach Hightlights statt nach konsistenter Entscheidungsfindung auswählt, spielt man mit Karrieren und dem Vertrauen der Fans.

Es geht hier nicht um Schuldzuweisung – sondern um Struktur. Wenn jedes junge Talent zu früh auf große Bühnen geschickt wird ohne innere Unterstützung… dann ja: Können zwei Sterne in einer Nacht vom Hoffnungsträger zum Geist werden.